Wandern in der Niederen Tatra und der Umgebung

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hajo
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Wandern in der Niederen Tatra und der Umgebung

Ungelesener Beitrag von hajo »

Werte Slowakeifreunde,

im Forum wurde über viele Themen diskutiert, ob es um die Nichtanerkennung des Doktors geht oder um die mögliche Polizeiwillkür usw., bis hin zum Vorstellen schöner Städte und deren Sehenswürdigkeiten.
Noch keiner hat über die Wandermöglichkeiten in der Niederen Tatra geschrieben, wenn er sein „Hauptquartier“ im Demänovska Dolina hat, also nicht nur in Städten und mit dem Auto unterwegs ist. Dabei ist das Wanderwegenetz in der Niederen Tatra hervorragend ausgeschildert. Oder hatte jemand in diesem Naturschutzgebiet schon einmal eine Begegnung mit Braunbären(es leben dort nach jüngsten Erhebungen zuviel Bären) bzw. mit Wölfen?
Welche Strecken wurden schon erwandert und welche Wanderstrecken sind zu empfehlen;
wie sieht es mit der Liftbenutzung im Sommer aus?
Wie werden die Privathütten, zahlreichen Hotels, Autocamping, Kolibas im Bereich Demänovska Dolina angenommen?
hajo

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Michal
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Ungelesener Beitrag von Michal »

Hallo Wanderfreunde!

Da die bekanntesten Wandergebiete in der Slowakei auf recht engem Raum liegen (Niedere Tatra, Hohe Tatra, Slowakisches Paradies - eigentlich gehört die Mala Fatra zwischen Zilina und Ruzomberok auch fast noch dazu), möchte ich hier eine
Wanderung im Slowakischen Paradies von PODLESOK zur Hochfläche "KLASTORISKO" (mit altem Kloster, welches gerade wieder freigelegt und Besuchern zugänglich gemacht wird) beschreiben, welche ich bei den Tagesbesuchen immer wieder gern mache (man müsste endlich mal länger dort verweilen, denn außer der Schlucht Velky Sokol und der folgenden Beschreibung kenne ich dort keine weiteren Schluchten, und es gibt noch etliche andere interessante Wanderrouten). Die Tour dauert etwa 3h hinauf bis Klastorisko und ca. 2h wieder zurück, in 5h ist es bequem zu schaffen, ohne zu hetzen oder sich nicht an der Natur erfreuen zu können, sogar ein Mittagessen im Restaurant zu Klastorisko ist hier mit dabei.

Also los:

Nach recht kurzer Fahrt von POPRAD aus (Strasse 67) in Richtung Süden erreicht man den Ort Hranovnica, dort biegt man links ab und durchfährt zügig die zwei kleinen Ortschaften (und begegnet zahlreichen Zigeunern, welche dort in slumähnlichen Zuständen leben) und ist bald am Campingplatz PODLESOK beim kleinen Dorf Hrabusice, dessen bewachter Parkplatz unser Startpunkt ist.

Der Campingplatz ist herrlich am Waldrand und gleichzeitig Gebirgsrand vom Slowakischen Paradies (slovensky raj) gelegen, er strahlt nach wie vor noch einen gewissen tschechoslowakischen Charme aus, was aber nicht negativ zu sehen ist - der regen Benutzung nach gefällt gerade diese Einfachheit und Urtümlichkeit nicht nur mir, sondern auch zahlreichen Holländern, Dänen und Deutschen (und natürlich den Tschechen und Slowaken selbst), die man dort antreffen kann.
Wir überqueren die Brücke über einen immer eiskalten, aber glasklaren Bach, welcher uns später nochmals begegnen wird.

Dann lassen wir den Campingplatz rechts liegen und halten uns links entlang der kleinen Teerstraße.
Es folgen kleine Imbissbuden, welche lustig in Form von hölzernen Fässern mit pilzhutartigem Dach gehalten sind, dann kommen zwei Kolibas (traditionelle slowakische einfachere Restaurants) und dann wird es langsam ruhiger. Dicht entlang des Baches geht es nun schon einmal über Wurzeln oder ein Stück steil den Berg hinauf, um nicht durchs Wasser waten zu müssen.
Nach etwas 30 min (nur als Richtwert!) erreicht man dann das erste Etappenziel, den "Hornadhals" (hrdlo Hornadu). Dies ist die Stelle, an welcher sich der Berg zu unserer Rechten öffnet und ein schluchtähnliches Tal zu sehen gibt, in welchem sich der "HORNAD" einen Weg zu Tal sucht.
Wir überqueren die Brücke über den Fluss und sehen links, wie der Hornad den Bach, der unsere erste Etappe begleitete, aufnimmt
Jetzt biegen wir rechts in das besagte tiefe Tal ein und lesen die wohlwollenden Hinweise des Slowakischen Bergrettungsdienstes
("Achtung - Erhöhene Vorsicht" !!!). Über einen rostigen Brückensteg geht es links des Flusses dann gemütlich sanft bergan. Es ist vorerst ein schöner Waldwanderweg, rechts immer der Hornad, links wir auf dem Weg. Eine Schutzhütte läßt uns kurz verweilen und nichts deutet auf das bald Kommende hin :).
Es geht noch eine Weile gemütlich sanft weiter, dann aber plötzlich endet der schöne Wanderweg vor einem Felsen und man fragt sich, so man das erste Mal dort wandert, wo es denn nun weitergehen wird, links ist kein Platz, rechts der Fluss... die Antwort lautet: "OBEN" !

Denn der steil vor uns aufragende Felsen wird einfach so erklommen, nur ein paar Halteketten dienen als notdürftige Hilfe beim Aufstieg!

Damit nicht genug, denn ist man dann oben angelangt, stellt man fest, daß rechts nun nur noch eine steile Felswand ist und direkt unter(!) einem der Fluß plätschert. Wie geht es nun weiter? "Auf schmalen fußabtreterartigen Stegen, welche direkt seitlich an der Felswand, etwas 15m über dem rauschenden Hornad, befestigt sind!

Spätestens jetzt fragt man sich, was wohl passiert, wenn einem Wanderer hier entgegenkommen. Für diesen Fall ist allerdings vorgesorgt, denn unser Wanderweg ist als "Einbahnstraße" ausgewiesen (auch in den Wanderkarten, daher bitte immer die Pfeile an den Routen beachten), um gefährliche Begegnungn zu vermeiden. Bei unserem letzten Besuch wurde diese Regelung jedoch desöfteren ignoriert, uns kamen mehrfach Wanderer entgegen, zum Glück immer an unproblematischen Stellen.

An allen Punkten dieser Etappe hat man neben den akrobatischen Übungen natürlich auch herrliche Einblicke in die schöne urtümliche Natur und Umgebung.
Es geht wieder etwas unspektakulärer nun weiter entlang eines wieder beginnenden Wanderweges, welcher es aber auch teilweise in sich hat. Irgendwann wechseln wir dann auch ie Flussseite (Brücke). Festes, wasserfestes Schuhwerk ist daher unbedingt erforderlich.

Nach weiteren Wurzelsteilstück - Anstiegen kann man dann durch die Bäume blickend eine das hier nur noch sehr schmale Tal überspannende Fußgänger - Hängebrücke sehen, wir nähern uns ihr dann schnell.
Diese Brücke hängt sozusagen genau am Schluchteingang der Klastorisko - Schlucht (Klastorisska roklina), um diese Schlucht (rechts) zu betreten, muss man sie (links) nicht betreten, jedoch kann man hier über die Hängebrücke den nördlich gelegenen Ort "Spisske Tomasovske" oder die "Letanovsky mlyn" (Letanover Mühle) erreichen - leider war ich dort noch nie.

Wir halten uns, da wir ja "hinauf" nach Klastorisko möchten, nicht weiter auf und biegen nach rechts in die schmale Schlucht ein. NUn waten wir über glitschige Holzbohlen, hüpfen über Steine, die im seichten Wasser liegen und unsere Schuhe werden doch immer wieder naß.
In die Natur wird hier nahezu gar nicht eingegriffen, was einen unheimlichen Reiz hat, aber die Wanderung auch schwierig gestaltet. Es gleicht zeitweise einem regelrechten "Urwald". Herrlich für Naturliebhaber! Plöztlich endet der "Weg" vor einer steilen Metalltreppe, rechts daneben ein tosender Wasserfall. Zurück gehts nicht !! Also nur "hinauf" - etwas 20m steil hoch, rechts neben sich auf den schmalen eisernen Stufen der Wasserfall, links die Haltekette als zusätzliche Sicherheit.... besser nicht hinunterblicken!

Oben geht es dann im Flussbett weiter, bis man wiederum zu einer steilen Treppe kommt, mit denselben "Parametern".

Oben angelangt, glaubt man kaum, was man eben erlebt hat, es ist wieder ein schöner Weg, so, als wenn gar nichts gewesen wäre!

Nun steigt der Weg jedoch steiler an, man merkt mit jedem Schritt, daß man sich aus der Schlucht hinausbegibt.

Dann wird der Blick frei auf die Hochebene und man erkennt ein Gasthaus und links einzelne Holzhäuser, welche zum Naturcampingplatz "Klastorisko" gehören.
Bei den letzten Besuchen war das Restaurant und auch der Kiosk davor immer geöffnet, ich stand aber auch schon (ohne Getränke im Rucksack!) fluchend davor.... also besser immer genug zu essen und auch eine zusätzlichen HORALKY - Waffel einstecken, der müde Körper wird es einem danken!

Nachdem wir uns ausgeruht haben, geht es zurück, wobei der Rückweg relativ unspektakulär ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Ausgangspunkt zurückzukehren, ich wähle immer den sanften Abstieg mit kurzen steileren Stücken entlang des Fahrweges zum Campingplatz Klastorisko, wobei man dann irgendo auf halbem Weg rechts abzweigt (gute Beschilderung, "Hrdlo Hornadu") und nach einiger Zeit erkennt man rechts die Hornad - Schlucht, welche man vor geraumer Zeit tief unten passiert hat....
der Wanderweg führt an einem Pionierlager vorbei, was noch genutzt wird und auch diesen CSSR - Charme aussprüht, herrlich gelegen mitten im Wald.
Nach weiterem Abstieg gelangt man entlang kleinerer Felsen (bitte unbedingt das Panorama kurz vor dem letzten Talabstieg fotografieren!!) genau an die Stelle, wo der Hornad den kleinen Fluss mitnimmt, nämlich den Hornad Hals mit der Brücke, wo wir vor mehreren Stunden auf "Erhöhenen Vorsicht" hingewiesen wurden.

Der letzte Teil des Weges geht uns nun leicht von der Hand, schnell erreichen wir wieder den Fahrweg und sehnen uns einer Kofola aus einer der Holzfass - Buden entgegen...

In der Ferne erscheint der Campingplatz, der freundliche Rentner der Parkplatzüberwachung klappt auch gerade seinen Campingstuhl zusammen und wir besteigen mit müden Füssen, aber herrlichen Eindrücken, unser Auto, um ins Quartier zurückzufahren.

Vielleicht habe ich ja jemanden neugierig gemacht ?

Schön wär`s !

Bei Interesse stelle ich (evtl. morgen dann) noch Bilder der einzelnen Höhepunkte in der Galerie ein.


Gruß Michal
Zuletzt geändert von Michal am Sa 13. Jan 2007, 02:28, insgesamt 4-mal geändert.

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Michal
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Ungelesener Beitrag von Michal »

Hallo,

ab sofort sind in meiner persönlichen Galerie auch einige Bilder der Wanderung hinterlegt, vielleicht interessiert es ja doch jemanden.... ;)

einfach unter meinem Beitrag auf "PROFIL" klicken und dann in dem folgenden Fenster auf "Galeriebilder von Michal anzeigen" klicken...

Leider stimmt die Reihenfolge nicht mit dem Wanderverlauf überein, aber der geneigte Betrachter wird es unschwer dem Text zuordnen können, denke ich :D

Viel Spaß!


Michal

Schorsch-digital
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Tränen im Auge

Ungelesener Beitrag von Schorsch-digital »

Bei denen Bilder freu ich mich jetzt schon auf meinen Sommerurlaub in der Slowakei, das sind sehr schöne Bilder.

Danke
Schorsch
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hajo
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Ungelesener Beitrag von hajo »

Liebe Wanderfreunde,

einige Hinweise zum Wandern in der Niederen Tatra, bereich Jasna.
Eine Kammwanderung mit Beginn auf der nördlichen Seite wird durch die Nutzung der Lifte viel leichter. Es stehen 3 Sessellifte zur Verfügung.
Von Otupne – fährt bis Lukova
Von Jasna – fährt bis Lukova (der 2. Teil des Liftes existiert ca. 5 Jahre nicht mehr)
Von Zahradky – fährt bis Konske Grun(ab da noch ca. 400-500 m zu Fuß sehr steil bergauf- schweißtreibend).
Auf der südlichen Seite gibt es ein Lift der nur noch von Sdriecko bis Kosodrevina fährt.
Dazu kann man sich im Internet http://www.nizketatry.com/de.html ansehen.
Hier sind wertvolle Hinweise über die Niedere Tatra, Pieniny, Spiss, Vysoke Tatry und Wanderkarten und Bilder der jeweiligen Region
Viel Spaß beim Wandern
hajo

hajo
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Ungelesener Beitrag von hajo »

Hallo

In der Nähe der schönen Pension „Villa Betula“ (http://www.villabetula.sk) befinden sich zwei romantische, sehr interessante, im Charakter unterschiedliche Karsttäler, das Prosiecka Dolin und das Kvacianska Dolina. Sehr zu empfehlen ist die verbindende Tour durch die beiden Täler mit den historischen Mühlen(Wassermühle und Wassersäge).

hajo

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Lucky
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Ungelesener Beitrag von Lucky »

[quote="M

Hallo Micha,

sehr schöne Bilder :action:
Ich hätte keinen Mut da lang zu laufen :heul: ,

hajo
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Wanderrouten

Ungelesener Beitrag von hajo »

Auf der folgenden Seite sind einige Wanderrouten in der Niederen Tatra dargestellt. Sowohl auf dem Hauptkamm, als auch auf den nördlichen Seitenkämmen bzw. in den nördlichen Tälern.
http://www.liptovtravel.com/german/turistika.html

hajo

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chopok

Ungelesener Beitrag von hajo »

Wenn man auf dem Kamm der Niederen Tatra wandern möchte, muss man sich jetzt noch mehr anstrengen.
Der Sessellift, der ehemals bis auf 2005 m Höhe fuhr, ist ab der Mittelstation Lukova demontiert(1670m). Er war „altersschwach“.
Ebenfalls fährt auf der Südseite der Sessellift nicht mehr zur Rotunda. Nur noch bis Kosedrevina.
Ob dort jemals wieder ein Lift errichtet wird, ist fraglich.
Es gibt zwei Möglichkeiten auf den Kamm zu kommen.
Man fährt mit dem Lift von Biela Put oder Otupne bis Lukova und „bezwingt“ durch Serpentinenlaufen den Chopok oder man fährt von Zahradky(100 m vom Hotel Ski entfernt) über Rovna hola bis Konsky Grun(1843 m). Die restlichen 163 Höhenmeter kann man auf sehr steilem Pfad hinter sich bringen.
Hat man das geschafft, wird man bei klarem Wetter durch eine wunderbare Fernsicht belohnt.
Vorher kann man sich in der Kamenna chata stärken.

hajo

Jan
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Ungelesener Beitrag von Jan »

Hajo erwähnte kurz den Nationalpark Pieniny. Über den Umweg Strbske Pleso (was mich sehr enttäuschte) und Kezmarok (interessantes kleines Städtchen) war ich dort zum Wandern und Ausspannen: Einfach herrlich! Es handelt sich dabei um den kleinsten Nationalpark in der Slowakei dessen andere Hälfte zu Polen gehört. Der Ort Cerveny Klastor ist ein idealer Ausgangspunkt für verschiedene Unternehmungen (Wandern, Floßfahrten, am Fluss schlendern etc.). Übernachtet habe ich allerdings auf polnischer Seite in einer Mischung aus Hütte und Pension (sehr einfach, aber mit herrlichem Blick auf der einen Seite in die Berge der Tatra, auf der anderen in den Nationalpark) mit Namen "Trzy Korony". Sehr netter Wirt, einfaches, aber gutes Essen im und vor'm Haus.
Die Gegend ist auch für Familien mit jüngstem Nachwuchs geeignet. Die Schluchten des Dunajec lassen sich nämlich auch mit Kinderwagen erkunden.
Nur zu empfehlen!

Grüße,
Jan

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