Korruptionsindex

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ralf_mueller
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Korruptionsindex

Ungelesener Beitrag von ralf_mueller »

Schön ein Vorurteil zu entkräften:

Korruptionsindex von Transparency International
10 = "sauber" 0 = "schlimmste Zustände"

1. Finnland 9,6
2. Island 9,6
3. Neuseeland 9,6
...
7. Schweiz 9,1
8. Norwegen 8.8
9. Australien 8,7
...
11. Österreich 8,6
16. Deutschland 8,0
29. Slowenien 6,4
37. Botswana 5,6
41. Ungarn 5,2
46. Tschechien 4,8
50. Slowakei 4,7
88. Rumänien 3,1

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Armin
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Ungelesener Beitrag von Armin »

Hallo Ralf,

welches Vorurteil meinst du? So gut finde ich den Index im Bezug auf die Slowakei gar nicht (untere Hälfte aller Punktwerte).

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rudi50
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Ungelesener Beitrag von rudi50 »

Hallo Ralf


na wir wissen ale die hier leben das die Korruption auf Hoher ebene statt findet mit dem 50 Platz steht sie ja noch gut da ich dachte sie ist Höher goldenes mittelfeld .und auserdem ales statistik




schönen abend noch ;)
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten
Ich mach keine rächtschraibfeler ich bin nur ein par rächtschraibräformen voraus!
Wohne seit 2003 hier in der schönen Slowakei und geniesse die ruhe auf meinem Hof

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ralf_mueller
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Ungelesener Beitrag von ralf_mueller »

Also ich hätte gedacht, man stände noch schlechter da. Habe heute noch folgenden Artikel zu dem Thema entdeckt:

Die Slowakei kämpft um ihr Image
Das Image der Slowakei ist schlechter geworden: Ausländische Experten reihen das Land auf einem Index demokratischen Länder mittlerweile nur noch an 41. Stelle ein. Marián Le?ko führt das auf die Übernahme der Regierung durch Premier Robert Fico zurück. Die Zahl der negativen Artikel in der ausländischen Presse habe sich seitdem vervierfacht. Nun komme es darauf an, ob die Slowakei der Euro-Zone wie geplant 2008 beitreten könne: "Hier stellt sich die Frage, ob ein Land, das die Maastricht-Kriterien erfüllt, eine so vertrauenswürdige Regierung hat, dass es die Kriterien auch nach dem Beitritt einhält. Viele haben da ernste Zweifel. Die Ansicht, dass die Slowakei ein verlässlicher Partner mit einer vertrauenswürdigen Regierung ist, lässt sich nicht erzwingen. Vertrauen kann man nur erarbeiten."

js1
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Re: Korruptionsindex

Ungelesener Beitrag von js1 »

ralf_mueller hat geschrieben:Schön ein Vorurteil zu entkräften:

Korruptionsindex von Transparency International
10 = "sauber" 0 = "schlimmste Zustände"

1. Finnland 9,6
2. Island 9,6
3. Neuseeland 9,6
...
7. Schweiz 9,1
8. Norwegen 8.8
9. Australien 8,7
...
11. Österreich 8,6
16. Deutschland 8,0
29. Slowenien 6,4
37. Botswana 5,6
41. Ungarn 5,2
46. Tschechien 4,8
50. Slowakei 4,7
88. Rumänien 3,1
Also ich bin Selbständiger hier in SK und weiß daher aus eigener Erfahrung nur zu gut, daß da ohne "Bakžiš" so gut wie nichts läuft. Vor allem bei öffentlichen Aufträgen, aber auch bei privaten großen Investitionsprojekten.
Ich denke daher daß diejenigen, welche diese Statistik aufstellen, nicht immer alle Informationen bekommen.
https://www.dlazba.sk
wohne seit 1985 in Banská Bystrica und komme aus Chemnitz (Sachsen)

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ralf_mueller
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Ungelesener Beitrag von ralf_mueller »

Größere Sorgen als über die Korruption muss man sich wohl über die Regierung machen; ich zitiere aus der FAZ:

"Angenommen, die EU könnte morgen noch einmal über den Beitritt der Slowakei und Rumäniens befinden. Wie würde sie entscheiden? Der gegenwärtige slowakische Ministerpräsident ist ein ehemaliger Kommunist, der sich als Sozialdemokrat ausgibt, nationalistisch gebärdet und mit Rechts-Extremisten regiert. Seit er an der Macht ist, hat sich das Verhältnis zur ungarischen Minderheit und zu Ungarn dramatisch verschlechtert. Er wettert gegen Amerikanismus und Globalisierung und biedert sich an die autoritären und halbautoritären Regime an, die aus dem Zusammenbruch des sowjetischen Reiches hervorgegangen sind. Hinter jeder Kritik wittert er eine Verschwörung gegen die Slowakei, die heimischen Medien verleumdet er als Nestbeschmutzer. Ein ähnlich aggressives Klima herrschte im Lande schon einmal, als Vladimír Meciar an der Macht war. Wegen seiner Regierung wurde die Slowakei von der europäischen Integration abgekoppelt. Seit 2004 aber ist sie EU-Mitglied, und ihre Regierenden haben nichts mehr zu befürchten."

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Lucky
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Ungelesener Beitrag von Lucky »

ralf_mueller hat geschrieben:Größere Sorgen als über die Korruption muss man sich wohl über die Regierung machen; ich zitiere aus der FAZ:

"Angenommen, die EU könnte morgen noch einmal über den Beitritt der Slowakei und Rumäniens befinden. Wie würde sie entscheiden? Der gegenwärtige slowakische Ministerpräsident ist ein ehemaliger Kommunist, der sich als Sozialdemokrat ausgibt, nationalistisch gebärdet und mit Rechts-Extremisten regiert. Seit er an der Macht ist, hat sich das Verhältnis zur ungarischen Minderheit und zu Ungarn dramatisch verschlechtert. Er wettert gegen Amerikanismus und Globalisierung und biedert sich an die autoritären und halbautoritären Regime an, die aus dem Zusammenbruch des sowjetischen Reiches hervorgegangen sind. Hinter jeder Kritik wittert er eine Verschwörung gegen die Slowakei, die heimischen Medien verleumdet er als Nestbeschmutzer. Ein ähnlich aggressives Klima herrschte im Lande schon einmal, als Vladimír Meciar an der Macht war. Wegen seiner Regierung wurde die Slowakei von der europäischen Integration abgekoppelt. Seit 2004 aber ist sie EU-Mitglied, und ihre Regierenden haben nichts mehr zu befürchten."
Das sagt doch alles :o :o :o

js1
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Ungelesener Beitrag von js1 »

Eigentlich hatte diesen Artikel hier bereits fertig und wollte hochladen, als ich ausversehen auf der Tastatur an den Power-off-Button gekommen bin und sich mein PC daraufhin abschaltete. Also jetzt alles nochmal von vorn.

Zu diesem Thema darf ich hier an der Stelle vielleicht mal weiter ausholen.
Ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen und habe da etwas mehr als 30 Jahre gelebt. Bevor ich 1985 zu meiner Frau in die kommunistische Slowakei (damals noch CSSR) gezogen bin und glaube zu wissen wovon ich hier im Folgenden schreibe.
Die damaligen kommunistischen Führungskräfte in den unterschiedlichsten Ebenen hatten sich im Laufe der Jahre einen eigenen Staat im "Arbeiter- und Bauernstaat" zurecht gezimmert. Das war eigentlich in jedem kommunistischen Land das Gleiche. Diese Leute hatten besondere Privilegien wie z.B.:
- Reisemöglichkeiten auch in solche Länder wohin ein "normaler" Bürger nicht hin durfte,
- sie hatten in ihren Schaltzentralen besondere Einkaufsmöglichkeiten um Waren zu erhalten, welche ein "normaler" Bürger gar nicht oder nur sehr schwer bekam,
- sie hatten die Möglichkeit auch an Westautos heranzukommen,
- sie bekamen Häuser zur privaten Verfügung, deren Eigentümer in den Westen geflüchtet waren,
und noch viel, viel mehr dergleichen.

Natürlich hielten diese Leute zusammen "wie Pech und Schwefel" und keiner hat dem Anderen irgendetwas schlechtes getan. Weil ja auch jeder auf den Anderen angewiesen war.
Unmittelbar nach der Wende im Jahre 1989/90 haben dann diese Leute, dank ihren damaligen Funktionen und Möglichkeiten den gesamten Staat (bzw. den lukrativen Teil davon) unter sich aufgeteilt und privatisiert. Somit war der friedliche Wechsel vom Sozialismus zum Kapitalismus in der damaligen CSSR vollzogen. Geändert hatte sich nur der Name, die Macht blieb bei den gleichen Leuten, bzw. bei dessen Schülern. Plötzlich war über Nacht aus dem Direktor eines sozialistischen Betriebes der Eigentümer einer Aktiengesellschaft oder einer GmbH geworden. Selbstverständlich inklusive aller dazugehörigen Konten, Immobilien, Maschinen usw.. Logischerweise ohne finanzielle Gegenleistung, denn so viel Geld hätte
damals auch ein sozialistgischer Direktor nicht aufbringen können.
Und um der Bevölkerung etwas die Augen zuzuschmieren wurden sogenannte Kupons verkauft. Damit konnte sich jeder mit 1.000,- Kronen (oder auch etwas mehr) an einem privatisierten Betrieb beteiligen. Insgesamt wurden natürlich nur soviele Kupons verkauft, wie notwendig waren um Geld zu bringen, aber anderseits nicht die Priorität der wirklichen Besitzenden zu gefährden.
Tja, und diese Leute sitzen nun bis heute hier in ihren Positionen, spielen Demokratie und schanzen sich gegenseitig die Leckerbissen (Aufträge) zu.

Hier an meinem Wohnort ist da ein ganz typischer Fall.
Dabei geht es um einen ehemaligen sozialistischen Leiter einer Abteilung für Straßenbau bei der damaligen kommunistischen Stadtverwaltung. Unmittelbar nach der Wende war er plötzlich zum Eigentümer dieser nun privatisierten Firma mutiert, welche im Souzialismus zur Stadverwaltung gehörte (wie Wundersam?).
Außerdem hat er seitdem im Rathaus noch eine hohe Funktion inne (sebstverständlich gemeinnützig), in welcher er Entscheidungen trifft über die Baumaßnahmen der Stadt und deren Vergabe. Somit vergibt er also die Bauaufträge der Stadt an seine eigene Firma. Und sollte einmal eine andere Firma einen Auftrag erhalten (es darf ja auch nicht ganz so sehr auffallen), dann ist diese jedoch vertraglich gezwungen von ihm das Material zu kaufen.
Über diese Umstände weiß die halbe Stadt Bescheid, entsprechende Anzeigen bei den zuständigen Kommissionen des Innenministeriums jedoch verliefen jedesmal im Sande und deren "ausführliche Überprüfungen" ergaben immer daß selbstverständlich keine unlauteren Umstände vorliegen und daß das alles ganz legal und rechtens ist.
Unterhält man sich mit aufgeschlossenen Bürgern anderer slowakischer Orte, so berichten diese über gleichartige Beispiele.

Irgendwelche Richtlinien und Empfehlungen der EU sind doch diesen Leuten völlig schnurtz. Im Gegenteil, diese werden noch torpediert.
Es sei denn, es dient ihren eigenen Interessen. Dann ist die EU willkommen, vor allem wenn es um die Vergabe von finanziellen Unterstützungen und Fonds geht.

Das sind aber alles bekannte Tatsachen, welche auch den anderen europäischen Regierungen bekannt sind und auch schon immer bekannt waren. Darüber wurde und wird jedoch großzügig hinweggesehen. Schließlich geht es ja um weit höhere Dinge im gemeinsamen europäischen Haus.
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ralf_mueller
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Ungelesener Beitrag von ralf_mueller »

@js1

Kannst Du mir verraten, warum alle in der Mitte und im Osten noch immer an Ficos Lippen hängen?

js1
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Ungelesener Beitrag von js1 »

Ganz einfach.
Das ist das Gleiche weshalb diejenigen (in der ehemaligen DDR oder auch in der ehemaligen Sowjetunion), denen es jetzt sozial erheblich schlechter geht als im Sozialismus, am liebsten ihre "alten Zeiten" wieder zurück haben wollen.
Sehr viele dieser Leute kommen mit der jetzigen Gesellschaft nicht zurecht. Im Sozialismus mußte man sich auf sozialer Ebene um nichts Sorgen machen und daran viele Leute gewöhnt, vor allem eben die ärmere Schicht.
Und wenn da jetzt einer kommt, egal ob Kommunist oder Nazi, und ihnen große Versprechungen macht, dann stehen sie natürlich hinter ihm, ist doch ganz klar.

Daran kann man erkennen wie ungeheuer gefährlich es sein kann, wenn sich in der jetzigen Zeit eine Regierung nicht genügend um die sozialen Belange der breiten Bevölkerung kümmert und vor allem die ärmere Schicht völlig im Stich läßt. Wenn in dem Moment eine clevere rechte Gruppierung genau diesen Aspekt für sich ausnutzt, kann es sehr leicht passieren daß in der Regierung plötzlich eine rechte Mehrheit sitzt und alle wundern sich wie soetwas heutzutage passieren kann.
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