Kraftwerke

Kraftwerke

Die Slowakei hat sechs Kraftwerke. Viel Lärm gab es um den Bau des Atomkraftwerks Mochovce. Es gab erhebliche Sicherheitsbedenken gegen das Kraftwerk, das mit russischer Technik ausgestattet ist und Sicherheitsrichtlinien hinsichtlich Feuergefahr und Erdbebensicherheit nicht erfüllt. Vor allem Österreich verfolgt die Entwicklung in der slowakischen Energiepolitik mit Argusaugen, befinden sich doch die beiden slowakischen Atomkraftwerke Mochovce und Bohunice (bei Jaslovské Bohunice) in relativer Nähe zur österreichischen Grenze. Die slowakischen Atomkraftwerke liefern 55% des produzierten Stroms. Nach Schließung der Atomanlage V1 am Standort Bohunice, musste die Slowakei zuletzt Strom importieren. Daher gibt es Diskussionen über den Bau neuer Reaktoren am Standort Bohunice. Zudem wurde mit der Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 in Mochovce begonnen. Eine Alternative zur Anlage V3 in Bohunice ist auch der Bau eines Atomkraftwerks in Kecerovce.

Atomkraftwerke Mochovce

Die Kraftwerksanlage Mochovce besteht aus vier Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ WWER-440/213 (wie Bohunice V2). Bisher wurden jedoch nur zwei der vier Blöcke fertig gestellt. Hauptkritikpunkte sind die fehlende Ummantelung (Containment) und die fehlende Erdbebensicherheit der Kraftwerke, die 1998 und 1999 in Betrieb gingen. Der Bau der Blöcke 3 und 4 wurde im November 2008 begonnen. Der italienische Stromkonzern Enel, der auch Mehrheitseigner der Slowakischen Stromwerke ist, soll den Bau der beiden Blöcke, der rund 3,8 Miliarden Euro verschlingen wird, bis 2015 zu Ende bringen. Wie bei großen Bauprojekten üblich, ringen Konzern und Staat um die Übernahme gestiegener Kosten. Ursprünglich sollte das Projekt «nur» 1,8 Millarden Euro kosten.
Österreichische Website zum  Kraftwerk Mochovce.

Atomkraftwerke Bohunice

Zweifelhafte Idylle: Die Meiler des Atomkraftwerks bei Jaslovské Bohunice

Vor allem die Kraftwerke am Standort Bohunice bei der Ortschaft Jaslovské Bohunice, der drei Anlagen umfasst, standen lange in der Kritik fast aller Experten und galten wegen der Anlage V1 mit den Reaktorblöcken I und II lange Zeit als die gefährlichsten Atomkraftwerke Europas. Block A1, ein Druckröhrenreaktor tschechischer Bauart vom Typ KS-150, der 1972 in Betrieb ging, wurde bereits 1977 nach mehreren schweren Unfällen, darunter ein Unfall der Stufe 4 der  INES-Skala, wieder abgeschaltet. Noch immer steht das nicht sanierte Reaktorgebäude auf dem Gelände.

Die Anlage V1 umfasst zwei Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ WWER440/230. Die Reaktoren gingen im März 1980 (I) und Januar 1981 (II) in Betrieb. Block I wurde gemäß EU-Beitrittsvertrag am 31.12.2006 abgeschaltet. Block II wurde Ende 2008 geschlossen. Im Januar 2009 geriet die Anlage V1 in die Schlagzeilen, als wegen der Gaskrise in Europa die Wiederinbetriebnahme des Blocks II diskutiert wurde. Dies führte zu harscher Kritik seitens der EU und vor allem Österreichs. Die beiden Reaktoren der Anlage V1 besitzen weder Notkühlung noch Schutzhülle (Containment).

Die Anlage V2 mit den Blöcken III und IV, die 1985 in Betrieb ging, wurde auf westliche Sicherheitsstandards nachgerüstet und soll 2015 abgeschaltet werden. Die Anlagen sind ebenfalls sowjetischer Bauart vom abgewandelten Typ WWER-440/213. Mittlerweile drängt die Slowakei jedoch darauf, dass die Anlage V2 auch nach 2015 weiter betrieben werden kann.

Die Regierung plant jedoch den Bau weiterer Reaktorblöcke am Standort Bohunice. Die Anlage V3 könnte 2020 in Betrieb gehen und würde nach Analyse des Wirtschaftsministeriums nach heutigem Stand zwischen vier und fünf Millionen Euro kosten. Die Leistung der gesamten Anlage würde zwischen 1.000 und 1.600 Megawatt betragen. Die bisher im Betrieb befindlichen Reaktoren erbringen Leistungen zwischen 408 und 420 Megawatt je Reaktor.

Gaskraftwerk Malženice

Im von Jaslovské Bohunice nur vier Kilometer entfernten Malženice haben im vergangenen Jahr die Bauarbeiten für ein neues Gaskraftwerk begonnen. Bauherr ist der deutsche E·ON-Konzern. Das 400-Megawatt-Kraftwerksoll den im Dezember abgeschalteten Reaktor II der Anlage Bohunice V1 ersetzen. E·ON investiert 300 Millionen Euro in den Neubau, der 2011 oder 2012 ans Netz gehen soll.

Wasserkraftwerk Gabcíkovo

Ein anderes Kraftwerk, das für viel Aufsehen sorgte, ist das Wasserkraftwerk Gabcíkovo. Nachdem es in den 50ern und 60ern zu großen Überschwemmungen der Gebiete um die Donau gekommen war, unterzeichneten Ungarn und die Tschechoslowakei 1977 ein Abkommen zum Bau des Wasserkraftwerkes Gabcíkovo–Nagymaros. Geplant waren je ein Kraftwerk in Gabcíkovo und eines im 120 km entfernten ungarischen Nagymaros.

Nachdem Ungarn das Projekt 1981 zunächst aus finanziellen Gründen aussetzen wollte, wurden später ökologischen Bedenken angeführt, die durch eine Unterschriftenaktion ungarischer Umweltschützer untermauert wurde. Immerhin hätte die Donau auf rund 200 km eingedeicht werden müssen. 1989 stellte die ungarische Seite alle Arbeiten an dem Projekt ein.

Was folgte, waren zahlreiche öffentliche Auseinandersetzungen. Die Tschechoslowakei beharrte auf der Einhaltung der Verträge von 1977. Ungarn protestierte gegen die Umleitung des Grenzflusses bei Cunovo auf slowakisches Territorium. Trotzdem wurde der Kanal am 24.10.1992 geflutet. Die Variante C mit der Umleitung der Donau bei Cunovo war die einzige Möglichkeit der Slowakei, das Projekt auf slowakischem Boden umzusetzen.

Am 25.9.1997 entschied der internationale Gerichtshof in Den Haag, dass beide Länder internationales Recht verletzt haben. Trotzdem gelte der ursprüngliche Vertrag. Den Regierungen aus Ungarn und der Slowakei wurde nahe gelegt, eine umweltschonendere Umsetzung auszuhandeln. Doch obwohl 1998 ein Rahmenabkommen geschlossen wurde, ist bis heute keine endgültige Einigung erreicht worden.

So steht das Gabcíkovo-Projekt sinnbildlich für das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Slowaken und Ungarn.

Rund 80% des Wassers der Donau werden bei Cunovo (ca. 10 km von Bratislava entfernt) in einen Kanal umgeleitet, der parallel zum alten Donaubett läuft und bis zu 700 m breit ist. Der 38,5 km lange Kraftwerkskanal mündet bei dem slowakischen Ort Sap wieder in das ursprüngliche Flussbett.

Nach 16,7 km steht das Kraftwerk mit 8 Kaplan-Turbinen, die eine Leistung von jeweils 90 MW haben. Das Kraftwerk Gabcíkovo ist das größte Kraftwerk der Slowakei und erzeugt rund 11% des nationalen Strombedarfs.

Bis heute gibt es Proteste von Umweltschützern, die die Waldbestände und Auenlandschaften des ehemaligen Donau-Hauptarmes in Gefahr sehen.

Bilder
Stauwehr
Straße über den Staudamm
Info-Tafel
Staustufe
Altes Donau-Flussbett heute