Reiseberichte

Reisebericht

Dies soll das Forum sein für Leute, die Ihre Eindrücke und Erfahrungen an andere weitergeben wollen. Schreiben Sie uns zum Beispiel, was und wo es Ihnen gefallen hat und was nicht, wie Sie angereist sind und welche Verkehrsmittel Sie in der Slowakei genutzt haben und Ihre Erfahrungen dazu. Außerdem wie Ihnen Land und Leute gefallen haben und wie das Essen geschmeckt hat. Auf Wunsch setzen wir unter Ihren Bericht einen Link auf Ihre private Homepage (soweit vorhanden). Sie können Ihre Berichte auch in unserem Forum schreiben. Ausführliche Berichte mit Bildern werden u. U. hier veröffentlicht.

Bisher haben Leser von Slowakei-Net.de immer die Freundlichkeit der Slowaken hervorgehoben. Auch die Verständigung ist anscheinend vor allem in Bratislava und den Urlaubsgebieten kein solches Problem wie man annehmen könnte.


Hier ein Reisebericht von Michael Häbler vom Oktober 2005.

2900 km Kurzreise mit vielen Erlebnissen… Tatra, Ost-Slowakei

Ich bin am Samstag dem 30.09. früh gegen 9 Uhr gestartet. Es ging über Chemnitz und Reitzenhain über die Grenze nach Chomutov (CZ). Von dort dann im Eiltempo nach Prag – das sind zwar fast 90km, man schafft es aber, obwohl erst 20 km vor Prag die Autobahn beginnt, in fast 1 Stunde bei normaler Fahrweise! Dann ging’s schnurstracks auf die «D1» nach Brno und weiter nach Chomutov. Nun wurde es langsam später Nachmittag und ich habe mir in der Nähe der Slowakei-Grenze eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht. Das Grenzgebirge zur Slowakei sind ja die Beskiden – allein dieses Gebiet ist schon einen Urlaub wert!!! Ich bin ins Hotel «Lanterna» in Velke Karlovice gegangen – ein schönes, CZ-typisches Haus im Beskiden- Stil. Immer empfehlenswert, ich war schon mehrfach dort, Übernachtung etwa 18 Euro, Essen etwa 3 Euro und super Service und ECHTE Freundlichkeit! Wer sich das Gebiet einmal anschauen möchte, unter www.valachy.cz sind die Hotels und schöne Bilder aufgeführt – ja, es ist wirklich die oft umgangssprachlich verwendete «Walachei»!!

Am nächsten Morgen ging es nach einem absolut super Frühstück ein paar Kilometer bergan und schon kommt die slowakische Grenze, genau auf dem höchsten Punkt der Strasse. Dann geht es steil bergab nach Makov. Eine RIIIIESIGE Grenzabfertigung steht da im Tal, viel zu groß für die mittlerweile ja auch nur noch «Inner-EU-Grenze». Es wird auch nur ein Teil noch genutzt, Kontrollen finden nahezu nicht mehr statt – die Atmosphäre ist inzwischen VÖLLIG eine andere, noch vor Jahren konnte man öfters auf grimmig dreinschauende slowakische Zöllner treffen, welche einen aushorchten «wohin fahren, warum fahren» usw. – vermutlich hat man doch dazugelernt und innerhalb der EU geht’s ja auch keinen mehr was an…

Zentrum von Zilina Weiter ging’s nun zügig nach Žilina, wo ich einen 1-Stunden-Stopp einlegte, um mir im Schnellformat die Stadt anzusehen. Ich parkte am Bahnhof, welcher noch immer alten sozialistischen Charme versprüht, und versuchte, ein Kursbuch zu kaufen. Eine uniformierte resolute Dame in der «informacia» teilte mir ziemlich barsch mit, dass es keine gibt und diese schon seit Ewigkeiten ausverkauft seien – naja, etwas freundlicher hätte sie schon sein können. Das erinnerte mich an gute alte Reichsbahn-Zeiten… (zumal ich ja selbst in der Branche tätig bin). Dafür entschädigte mich dann die Innenstadt – alles sehr sauber, frische Farben an den kleinen Häusern, welche am Marktplatz in Rechteckform alle aneinander gereiht sind. Auch der Dom (ist es einer oder nur eine Kirche??) und der Platz davon waren sehr schön anzusehen – im typischen slowakischen Stil, ohne zuviel Reklame – was ich sehr schätze.

Weiter ging’s, leider wurde das Wetter immer schlechter. Es kam Ružomberok, wo schon Kilometer vorher immer die Stink-Textil-Fabrik ihre Düfte versprühte – dies ist aber scheinbar Vergangenheit! Nichts stinkt mehr im Tal der Waag, man hat entweder Filter eingebaut oder die Produktion umgestellt, denn gearbeitet wird dort noch. Schön so! Vorbei an Ružomberok und auf das Stück Autobahn bis Liptovsky Hradok – aber ich ahnte schon, dass ich von der Hohen Tatra nicht allzu viel sehen werde – alles im dicken Nebel. Zumindest den Liptovska Mara links neben der Autobahn konnte man bewundern, wie er fast etwas mystisch im Nebelschleier lag. Dann bog ich in besagtem Liptovsky Hradok ab auf die Tatrastraße 537 und Richtung Tatranska Lomnica ab.

Waldschaden bei Podbanske Mitten im Wald kam dann auch kurz hinter Podbanske der erste Schreck – eine riesige Lichtung! Überall lagen umgestürzte Bäume herum und nur wenige Traktoren und Waldfahrzeuge waren zu sehen. Alles Schäden nach dem Sturm vor einem Jahr – das sieht schon echt erschreckend aus! Leider warnten Experten schon seit Jahren vor dieser falschen Forstung, man hat nur eine einzige Sorte Bäume über Jahrzehnte gepflanzt, welche keine Stabilität aufweisen konnten und in diesem Sturm dann wie Dominosteine umfielen. Es kam wieder ein Stück Wald, dann wieder eine Freifläche – wieder Wald, usw. – der Sturm hat an bestimmten Stellen alles niedergerissen und andere Stellen glücklicherweise verschont. Durch den Nebel konnte man leider nicht bis ins Tal sehen, aber es wäre möglich gewesen – das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, wie dicht bewachsen das dort alles war. Wenn man jedoch noch nie dort war, wird es einem vielleicht auch gar nicht so schlimm auffallen!

Ich denke, man sollte dort jetzt nach vorn blicken und nicht mehr ins Jammern verfallen, wie schlimm alles ist – das klingt arrogant, aber es bringt den Wald auch nicht zurück. Leider erschienen mir die Aufräumarbeiten sehr unkoordiniert und auch mit viel zu wenig Fahrzeugen und Menschen, so dass es wohl noch eine lange Zeit dauern wird, bis überhaupt das alte Holz erst einmal weg ist und man sich ums Wiederaufforsten kümmern kann. Hoffentlich dann mit mehr Weitsicht !!

Ich aß dann Mittag in Tatranska Lomnica – dort sind neue schöne Pensionen in privater Hand entstanden. Das Essen war einsame Spitze – Hühnerbruststreifen in Kartoffelteig (Vorsicht KNOBLAUCH!!!!) gebacken mit Kartoffeln und herrlich angerichtetem Salatteller! Nicht ganz billig für slowakische Verhältnisse, mit 2 Colas waren es fast 9 Euro – aber für diese Spezialität, noch dazu in urgemütlicher altslowakischer Atmosphäre (alte Bilder an der Wand, Skier usw. an der Wand, gemütlich brodelnder Kamin mitten in der Gaststube usw…) war es völlig ok! Besagtes Restaurant liegt übrigens genau an der Kreuzung, wo die Straße 540 ins Tal führt, die über den großen Tatra-Campingplatz nach Velka Lomnica (Poprad) führt.

Wegen anhaltendem Regen verabschiedete ich mich dann von der Tatra – es hatte wirklich keinen Sinn, noch weiter zu schauen, weil man einfach nichts sah und es mittlerweile nur noch 3 (!!!) Grad waren!

Ich fuhr also diese besagte Straße und erreichte Velka Lomnica. Hier geht es rechts nach Poprad und links nach Kežmarok. Dorthin fuhr ich auch (Straße 67) und machte eine Kurzbesichtigung der Stadt. Interessant ist hier eine hölzerne Kirche im norwegischen (?) Stil – leider fand ich sie nur nicht!!! Der Ort an sich ist (wenn man nur DURCHFÄHRT – diese Anmerkung möchte ich nachträglich machen, um Missverständnissen vorzubeugen) sonst nicht sehr sehenswert, Neubauten überall im Stadtbereich an der Straße und keine Gelegenheit, einmal gemütlich anzuhalten.

Da es permanent regnete beschloss ich weiterzufahren und evtl. auf der Rückfahrt einen Stop einzulegen, da alles im Regen sehr trostlos aussah. Kurz vor Stara Ľubovna führt links (schon von weitem als «Kurort/SPA» angekündigt) eine Straße nach «Vysne Ruzbachy» – einem kleiner Ort mit Mineralquellen – da es nur 3 km waren, sah ich mir dies kurz an. Der Ort an sich ist nichts Besonderes, allerdings hängt an jedem zweiten Haus ein Schild «Zimmer frei, noclegi» – was darauf schließen lässt, dass hier in erster Linie Polen und Deutsche angesprochen werden.

Im oberen Ortsteil beginnt dann hinter einem großen Parkplatz das Kurareal, durch den Zeitdruck sah ich es mir nicht näher an, aber es sah sehr schön aus, weitläufige Parks, dazwischen lugten Hotels hervor. Zahlreiche polnische und slowakische Kurgäste wandelten umher, aber außer mir keine Deutschen (man schaute auch sehr ungläubig nach meinem Nummernschild) – ich denke, der Ort ist mehr auf slowakische und polnische Touristen vorbereitet und wird auch von Ihnen besucht. So verließ ich den Ort wieder und fuhr zurück zur Hauptstrasse.

Ich erreichte Stara Ľubovna und schon von weitem konnte man die über der Stadt thronende Burg «Ľubovnianska Hrad» erkennen. Die Auffahrt war schnell gefunden und so sah ich mir besagte Burg an – sehr sehenswert! Direkt unter der Burg ist einer von etlichen in der Slowakei befindlichen «Skanzen», also Freilichtausstellungen, in welchen man die Lebensweise und Häuser/Kirchen/Traditionen von den vorangegangenen Generationen darstellen will. So steht dort beispielsweise eine der in der Ostslowakei noch typischen ruthenischen Holzkirchen oder alte Holzhäuser – man kann sie besichtigen und dann z.B. erfahren, wie die Leute früher gelebt haben und mit welchen primitiven Mitteln sie beispielsweise Mehl gemahlen haben. Es ist echt interessant – zumal die Bauweise und einige Holzkirchen «in echt» ja sogar tief im Osten der Slowakei noch anzutreffen sind!

Zentrum von Bardejov Weiter ging es dann über gemütliche Bergstrassen, links und rechts waren immer mal alte Burgruinen zu sehen, nach Bardejov. Besagter Ort hat ein wunderschönes, renoviertes Zentrum, es handelt sich wieder typischerweise um einen großen Rechteckmarktplatz mit dem Rathaus mitten auf dem Platz. Einen Link zum Ort hatte ich ja schon einmal gepostet – hier noch einmal – es ist wirklich so schön wie es hier aussieht:
w
ww.pbase.com/alangrant/image/46605546Ich schaute mir alles an und war über die Sauberkeit sehr überrascht! Auch die Kirche (auf dem Bild links) konnte man besichtigen, leider war es am Sonntag Nachmittag (obwohl genug Personal und auch viele Touristen vorhanden waren) NICHT möglich, den Turm zu besteigen, etwas gelangweilt wurde uns mitgeteilt, dass dies eben heute nicht geht, wir sollen einfach morgen wiederkommen.

Bardejov Kurareal
Bardejov Kurareal

Dies war wieder mal so ein Punkt, der mich doch ärgerte, weil man sich in der Slowakei oftmals wegen solchen dummen Kleinigkeiten und noch vorhandener Trägheit so viel verbaut – ich bin mir sicher, in Tschechien wäre das NICHT passiert und der Turm wäre geöffnet gewesen! Zum Glück kannte ich ja den Ausblick, zumindest von oben anschaubarem Bild, schon, so dass es für mich nicht allzu schlimm war, den Turm nicht erklimmen zu dürfen.

So entschloss ich mich nach etlichen gemachten Bildern, den nahe liegenden Kurort Bardejovske Kupele zu besuchen. Dazu muss man ein Stück Richtung Svidnik weiterfahren und dann geht es links ein Tal hinauf. Der Ort ist sehr schön anzusehen, man stellt sein Auto auf einem Großparkplatz ab und kann den Ort dann zu Fuß ansehen.

Er wirkte (sicher herbstbedingt) recht verschlafen, ich habe ja an anderer Stelle schon einmal von «Klein Marienbad» gesprochen, was ich einmal gelesen habe. Da kann Bardejovske Kupele sicher nur schwer mithalten, aber es ist doch ein netter kleiner Kurort. Weitläufig gepflegte Parks, alles absolut sauber, teilweise noch ein Hauch von sozialistischem Charme (den man in den CZ-Kurbädern mit aller Vehemenz mittlerweile ausgelöscht hat), dazu tragen auch die plattenbauähnlichen Hotels bei, die dort stehen.

Das Einkaufszentrum mitten im Park im typischen CSSR-Baustil passt erstaunlicherweise recht gut an den Ort und beherbergt eine Reihe kleiner Läden, Cafes und Gaststätten. Dort ist es für einen Kurort unheimlich billig, so kostete beispielsweise in solch einer «Cukráreň» (Konditorei mit Sitzplätzen) ein großer Kakao und ein Stück Honigcremetorte zusammen 80 Cent! Ein Essen ist im Restauracia für etwa 3 Euro erhältlich.

Deutsche Touristen oder Kurgäste habe ich leider nicht gesehen, auch hier ist man, so schien es mir, mehr auf polnische, slowakische und auch ungarische Kurgäste eingestellt. Wer kennt schon in Deutschland Bardejovske Kupele, 1000 km von Deutschland entfernt in der vielen völlig unbekannten Ostslowakei – mitten in der «Pampa»?
Doch für mich hätte möglicherweise gerade das seinen Reiz – aber ich war schon immer ein Exot, der das Ungewöhnliche sucht und eben vieles so macht, wie es die anderen EBEN NICHT machen…

Eine schöne Idee ist, dass man in Bardejovske Kupele seit 1995 auch Kurort-Oblaten anbietet (analog den berühmten «oblatky» in Marienbad und Karlovy Vary). Die Packungen sind mit einem schönen Bild von Bardejov versehen und der Inhalt schmeckt genauso gut wie bei Oblaten aus Tschechien. Solche Marktlücken müssten VIEL MEHR in der Slowakei erkannt werden, hier steckt so viel Potential in dem Land – leider sind viele Menschen oft noch zu träge, so was anzupacken und lassen lieber alles, wie es ist…

Nach beschriebener Stärkung und einigen schönen Fotos verabschiedete ich mich von dem netten kleinen Ort und fuhr zurück auf die Hauptstraße 77 nach Svidnik.

Svidnik wurde im 2.Weltkrieg völlig zerstört und mit traurigem Hintergrund bekannt, da über den nahegelegenen Dukla-Pass (die Grenz-Bergstraße nach Polen) die Sowjetarmee 1945 in die CSSR eindrang, um das Land zu befreien. Die Slowakei jedoch hatte sich damals (stark vereinfacht gesagt, die Zusammenhänge waren viel komplexer und undurchsichtiger gewesen) mit den Deutschen verbündet und so kämpften dort dann deutsche Truppen gegen die sowjetischen Truppen in einem unheimlich blutigen und grausamen Kampf mit bekanntem Ende. Manche Einzelheit ist bis heute nicht geklärt, zu DDR-Zeiten wurde nur von «Widerstandskämpfern» auf slowakischer Seite, heldenhaften Partisanen usw. berichtet – jedoch waren viele Slowaken damals mit den Deutschen verbündet und somit auch faschistisch engagiert – es muss eine verrückte Zeit gewesen sein, man erfährt nicht sehr viel darüber und es scheint manchmal, man spricht dort auch nicht sehr gern darüber.

An der etwa 20 km langen Straße von Svidnik den besagten «Dukla-Pass» hinauf hat man eine «Freilicht-Mahn- und -Gedenkstätte» eingerichtet, es ist mehr ein Museum. Man hat Panzer und Geschütze, Flugzeuge usw. dort an den «Originalschauplätzen» stehen lassen, um zu zeigen, wie das in etwa damals anzusehen war. Ganz oben auf dem Bergkamm steht ein riesiges Mahnmal im sowjetischen Stil, an welchem eine Unmenge frischer Kränze liegen und welches sehr gepflegt aussieht – die Erinnerung muss also noch sehr stark sein.

Soldatenfriedhof am Dukla-Pass Bei Hunkovce (Ort mit schöner Holzkirche) ist auch ein großer deutscher Soldatenfriedhof, ich habe ihn kurz besucht.
Die meisten der dort Beerdigten waren, soweit sie nicht als «unbekannt» vergraben wurden, nicht älter als 25 Jahre – was für ein Wahnsinn! Hoffen wir, dass die Menschheit endlich etwas schlauer wird, was leider, sieht man die Entwicklung in der Welt, oft doch noch ein Aberglaube zu sein scheint…Betroffen von diesen Gedanken verließ ich das Tal und fuhr zurück nach Svidnik, um mich langsam meiner Pension ganz im östlichsten Zipfel der Slowakei zu nähern, welche noch etwa 2 Stunden entfernt vor mir lag.

Ich fuhr nun also von Svidnik nach Medzilaborce (Straße 575). Dort sah ich mir den Ort an. In einem Slowakei-Reisebuch wird Medzilaborce selbstkritisch als «hässlichste Stadt der Slowakei» bezeichnet – ein Urteil, was ich absolut nicht bestätigen kann. Sicher stehen auch hier die unvermeidlichen Neubauten und sozialistischen Einkaufszentren, jedoch ist die Lage des Ortes an sich sehr schön, langgestreckt und gar nicht hässlich, finde ich. Links stieß ich auf die «Pension Andy» – sie ist benannt nach dem bekannten Grafiker und Maler Andy Warhol, dessen Eltern hier (eigentlich in einem kleinen Nachbardorf) lebten und welcher noch heute viel für seine sozusagen «alte Heimat» übrig hat. So stehen im Museum in der Stadt etliche Bilder von ihm in einer Dauerausstellung und man trifft hier und da auf den Namen, mit welchem man sich irgendwie verständlicherweise gern «schmückt». Im Ortszentrum steht etwas erhaben an einer Kreuzung eine sehr schöne orthodoxe Kirche mit Außenbemalung und den typischen Rundkuppeldächern.

Erwähnt wird weiter «oben» im langgezogenen Stadtzentrum ein neuer Grenzübergang nach Polen über Certitzne, welcher noch nicht einmal auf meiner 2004er-Slowakei-Karte vom bekannten Herausgeber «VKU Harmanec» vermerkt ist. Überhaupt wurden im Grenzgebiet zu Polen in den letzten Jahren etliche zumeist kleinere Straßengrenzübergänge eröffnet, welche mit großem EU-Logo auf sich aufmerksam machen und einladen, mal schnell «rüberzuhuschen» – wie einfach das doch alles sein kann!! Unweit von Medzilaborce befindet sich das kleine Dorf Kalinov – hier handelt es sich um das erste Dorf der CSSR, welches während der «Dukla-Operation», von welcher ich schon schrieb, von den sowjetischen Truppen erreicht und befreit wurde.

Zweisprachige Ortsschilder Interessant in dieser Region ist wiederum, dass einige Ortsschilder noch ein Zusatzschild mit dem russischen (ruthenischen) Namen in kyrillischer Schrift tragen, um den dort wohnenden Einwohnern gerecht zu werden – analog beispielsweise dem sorbischen Gebiet in Deutschland.

Nun wurde es Zeit, umzukehren und am ursprünglichen Ortseingang von Medzilaborce nach links auf eine kleine, allerdings tatsächlich nach Snina ausgeschilderte Straße abzubiegen. Diese führt malerisch durch unberührte Landschaft, fast kein Auto kommt entgegen oder fährt vor einem. In jedem Ort sieht man Storchennester auf alten Kaminen, ein typisches Bild für die Landschaft. In den Orten wird man als Tourist oftmals neugierig gemustert, die Leute drehen sich nach dem «Fremden» um, sie wundern sich offenbar, was «der» wohl ausgerechnet in ihrem kleinen Dorf will…

Nach weiteren kleine Orten gelangte ich nach Snina und weiter nach Stakcin. Dort teilt sich die Straße, links geht es «ans Ende der Welt» (später mehr dazu) und rechts nach Ubľa und weiter zur ukrainischen Grenze. Ein wenig lockte mich schon die nahe Grenze, jedoch wurde es im Dämmerlicht höchste Zeit, nun meine Pension aufzusuchen, in welcher man sicher schon auf mich wartete… So bog ich nach links Richtung Ulic ab und erreichte nach kurzem Stopp am malerischen Trinkwasserstausee Starina, welcher seit 1987 existiert, den kleinen Ort, direkt an der ukrainischen Grenze (jedoch ohne Übergang).

Wahrzeichen des Poloniny-Nationalparks - Heutrockner bei Nova Sedlica
Heutrockner bei Nova Sedlica

Am Beginn der Straße von Stakcin stand ein Naturparkhinweis auf das Schutzgebiet «Poloniny» (das Ziel meiner Reise), die Region wird nun (was 2001 noch nicht geschah) sanft touristisch vermarktet und empfohlen. Es ist der jüngste slowakische Nationalpark. Schön zu lesen! Auch auf der Fahrt nach Ulic sah ich Hinweisschilder, welche auf die sehenswerten «Kostoly Dreveny» hinwiesen, die schönen Holzkirchen, welche sich in den kleinen Orten der Umgebung befinden (z.B. in Rusky Potok).

Von Ulic geht nur noch eine Straße weiter nach Norden, sie endet nach etwa 12 km in Nova Sedlica – dem Ziel meiner Reise und zugleich östlichste Gemeinde der Slowakei. Die Slowaken nennen den Ort selbst «das Ende der Welt», weil es hier eben absolut nicht mehr weiter geht…

Unterwegs überholte ich die Polizei in einem nagelneuen Land-Rover-Jeep – offenbar im Einsatz auch wegen der nahen Grenze zur Ukraine. Im Vorbeifahren sah ich, wie ich äußerst aufmerksam gemustert wurde – «was macht ein Deutscher hier in dieser Region» ???

Pension Kremenec in Nova Sedlica In Nova Sedlica gibt es seit einiger Zeit eine sehr schöne (die einzige offizielle) Pension namens Kremenec (www.kremenec.sk – billig, gut, nett, empfehlenswert!!!) – angelehnt an den nahen Berg Kremenec, welchen ich mir (noch nichts ahnend) für den nächsten Tag vorgenommen hatte… Nach der Ankunft in der Pension und freundlicher Aufnahme inkl. gutem Abendessen kamen die Polizeibeamten zur Tür herein, um sich bei der Wirtin nach meiner Person zu erkundigen. Nachdem dies erklärt war, wurde ich noch einmal misstrauisch von ihnen gemustert (nachdem sie auf ein freundliches «Dobry vecer» von mir nur dumm guckten, ohne etwas zu erwidern), bevor sie wieder dem Gastraum entschwanden – ein ziemlich peinlicher Auftritt als Begrüßung von Staatsdienern eines Touristen – aber was soll’s. Da steckte wohl noch ein wenig vom alten Denken drin, welches ich auch noch aus DDR-Zeiten kenne. Schnell war diese Szene vergessen und nach reichlich Kofola suchte ich im oberen Stockwerk mein Zimmer auf, um zu schlafen.

Der nächste Tag begann um 07 Uhr, da ich wie erwähnt nun einen lang gehegten Traum endlich wahr werden lassen wollte, die Besteigung des Dreiländerberges Kremenec. Das Auto kann man etwa 1 km oberhalb des Ortes am Tourismus-Infozentrum parken, dort befindet sich auch die Poloniny- Nationalparkverwaltung. Leider sonntags geschlossen, war es mir nicht möglich, eine detaillierte Wanderkarte zu kaufen (mehrere Versuche tags zuvor in Kaufhäusern des Umkreises schlugen auch fehl – selbst Tage später gelang es mir NIRGENDS die besagte Karte von VKU irgendwo zu bekommen – hier gibt es noch Verbesserungspotential) konnte ich doch noch einige Informationen von dort wohnenden Touristen bekommen und startete nun enthusiastisch die Bergwanderung. Ausgeschildert sind ab Nova Sedlica etwa 3 Stunden Weg. Zuerst geht es eine schmale, bröckelige, aber gut begehbare Waldstraße hinauf. Da kommt man schon ins Schwitzen, jedoch entschädigt die herrliche Luft und Fauna und Flora in jedem Fall. Nach etwa 45 Minuten gelangt man an eine Gabelung, an der es links zum Kremenec ausgeschildert ist, Wanderzeit 3 Stunden! Irgendetwas kann doch da nicht stimmen?! Später wurde mir dann bewusst, dass dies wohl aus Mangel an Wegweisern einfach ein Wegweiser vom Tal war, der dort angebracht wurde. Zu meinem Erschrecken ging der Weg nun als Schlammpfad, direkt durch eine von Waldfahrzeugen geschlagene Schneise geradewegs den Berg im 90-Grad-Winkel hinauf! Der Weg wurde immer beschwerlicher, die Steigung lies nicht nach – oh oh, was hatte ich mir da nur vorgenommen. Von solchen Wegen war nirgends in den von mir gelesenen Fachbüchern die Rede… mehr als 20 Schritte am Stück schaffte ich nicht mehr, ohne zu verschnaufen, obwohl ich nicht der Untrainierteste bin… Endlich lies die Steigung nach – es kam eine Linkskurve – und dahinter? Eine neue Steigung!!! Das war schon eine Sache für sich. Im Nachhinein muss ich jetzt noch schmunzeln… Ich hatte mir vor der Wanderung eine 2-Liter-Flasche mit Mineralwasser eingepackt, skeptisch, ob es nicht zuviel sei und nur unnötiger Ballast, zum Schluss wurde besagte Flasche nochmals an einem Bergbach neu befüllt und leergetrunken!!! Plötzlich schien die Sonne durch die Bäume – ich war oben! Jedoch noch lange nicht auf dem Bergesgipfel, sondern ungefähr an der Hälfte. Der Ort nennt sich «Stuzica» – ein Buchenwald mitten im Nadelwald, absolut naturbelassen und unverändert. Man kann dort absolute Stille genießen, ohne einen menschlichen Laut zu hören – dazu eine herrliche Aussicht. Wo gibt es so was noch? Vor mir lag majestätisch die Gebirgskette, welche gleichzeitig die Grenze zur Ukraine und Polen bildet – das kleine Problem ist nur, dass dazwischen noch ein tiefes Tal liegt – das Tal des Flusses Stuzica….

So stieg ich den schmalen Weg hinab zu besagtem Fluss und erreichte ihn etwa 1 km, bevor er in die Ukraine fließt. Irgendwie hat es schon was Abenteuerliches, wenn man weiß, dass man hier so nahe der ehemaligen großen «Sowjetunion» ist – was einem immer als so weit entfernt geschildert wurde… In besagtem Tal gab es, was ich leider erst später erfuhr, früher ein ausgedehntes Netz einer Holzeisenbahn (ähnlich dem Netz der noch erhaltenen Museumsbahn bei Kysucke Nove Mesto), man kann wohl noch Spuren entdecken – jedoch wusste ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das angrenzende ukrainische Staatsgebiet zählt ja zu den «Podkarpaty» und war lange Zeit der CSSR zugeordnet, so gibt es auf ukrainischer Seite auch einen Ort «Stuzycja» und die Leute dort sprechen genauso ruthenisch wie die älteren Leute im slowakischen Grenzgebiet.

Nun musste ich auf der anderen Seite des Tales wieder steil bergauf klettern, der Weg glich weitgehend dem vorher beschriebenen. Jedoch war er noch schmaler und man sprang oft nur von Stein zu Stein. Kein Wanderer war weit und breit zu sehen, ich machte mir Gedanken, was wohl passiert, wenn man hier umknickt oder anderweitig Probleme hat… so nahm ich es mit Erleichterung zur Kenntnis, dass ab einer gewissen Höhe wieder «Eurotel SK» als Handynetz zur Verfügung stand… Nach geraumer Zeit öffnete sich plötzlich der Wald und ich stand auf dem Bergkamm, direkt vor mir ein ukrainischer blau-gelb gestreifter Grenzpfahl.

Dreieckiger Steinpfahl auf dem Dreiländerberg Kremenec ENDLICH OBEN !!! Aber ganz so weit war es noch nicht, man musste noch links einen letzten steilen Anstieg meistern, um dann wirklich am Dreiländereck zu stehen, auf 1221 Meter Höhe.

Oben angekommen, kamen zeitgleich zwei weitere Wanderer von Polen herauf und wir begrüßten uns sogleich herzlich – die ersten Menschen seit 3,5 Stunden! Die in anderen Berichten angekündigten ukrainischen Grenzsoldaten sah ich nirgendwo, offenbar hat man in diesen Höhen keine Probleme mit den illegalen Einwanderern, wie mir berichtet wurde. Diese bevorzugen mehr die einsamen Täler mit guten Fluchtstraßen in der Umgebung… Nichtsdestotrotz wird jedoch empfohlen, seinen Pass immer mitzuführen auf solchen Wanderungen im Grenzgebiet.

Auf dem Berg wurde im Jahr 2001 ein großer dreieckiger Stein errichtet, in welchem der Name des Ortes in der jeweiligen Landessprache eingraviert ist. So fotografierten wir uns gegenseitig bei herrlichstem Wetter mit blauem Himmel – bisherige (seltene) Bilder aus dem Internet, man findet fast NICHTS dazu, zeigten den Berg immer neblig oder bedeckt – hier hatte ich riesiges Glück!

Man konnte weit ins polnische Touristengebiet «Bieszcady» schauen, tief in die Ukraine blicken und sah auch den malerisch gelegenen Ort Nova Sedlica tief unten liegen. Ein herrliches Gefühl, endlich da oben zu stehen, absolut unspektakulär von der Höhe oder der Schwierigkeit der Besteigung, aber für mich die Erfüllung eines Traumes und geographisch gesehen ein besonderer Ort. Östlichster Absolutpunkt der SK und zugleich Dreiländereck Polen/Slowakei/Ukraine.

Die jungen Wanderer entpuppten sich als tschechische Staatsbürger, welche seit 2 Tagen die Berge erwanderten und vom bekannten polnischen Berg «Wielka Rawka» kamen – jetzt konnte ich nun endlich wieder verständlich etwas kommunizieren, was mir mit meinem Holper-Tschecho-Slowakisch in dieser Region kaum mehr gelang (das Ostslowakische ist unheimlich stark mit Dialekt versehen, selbst Westslowaken haben Mühe, es zu verstehen – und man verstand mich auch nur seeehr schwer…). Zum Glück sprachen beide auch deutsch und so beschlossen wir, gemeinsam abzusteigen nach Nova Sedlica. Während des Abstieges kam das Gespräch auch auf speziellen Themen, wie das Verhältnis von Tschechen zu Slowaken usw., der politischen und wirtschaftlichen Situation in der Slowakei aus seriöser tschechischer Sicht – es war interessant, dazu etwas von jungen unvoreingenommenen Leuten zu hören (beide sind Lehrer in Brno) – ich sprach einige Erlebnisse und Erfahrungen aus Tschechien und der Slowakei an, welche ich gemacht hatte und es war erstaunlich, wie stark unsere Meinungen sich doch deckten! Leider wurden meine Befürchtungen teils bestätigt, dass es immer noch zu viel lähmende Bürokratie gibt, sowohl in CZ als auch in der SK, welche eine wirkliche «Union» im Sinne der EU nach wie vor behindert. Auch dies verhindert oftmals Eigeninitiativen der Bewohner, um den Tourismus besser anzukurbeln! Und dabei liegt es weiß Gott nicht nur am Geld, oft sind es kleine Dinge, die so viel verhindern… Hoffentlich schauen die EU-Verantwortlichen hier auch bald genauer hin, um solche Missstände zu beenden, wie sie es oft in Deutschland (mit teilweise sinnlosen Forderungen) tun…

Nach etwa 6,5 Stunden kam ich, durch den steilen Abstieg über eine andere Strecke mit stark schmerzenden Füßen, wieder in Nova Sedlica an und erreichte mit nahezu letzter Kraft das Auto. Die Nationalparkverwaltung war nun doch geöffnet und ich erhoffte mir die Wanderkarte – leider war sie auch hier, direkt im Zentrum des Geschehens nicht erhältlich!! Als Entschädigung gab es jedoch andere Hefte und Bildbände, einer davon entpuppte sich im Nachhinein als von 1986 – kurios, aber trotzdem interessant! Die Talsperre Starina, welche ich vorhin ansprach, war auf den Bildern fertig, jedoch noch nicht vollgelassen – ein interessanter Anblick! Nichts wie ab in die Pension, dort (kalt) geduscht und dann auf die Terrasse des Restaurants, wo die CZ-Wanderer schon warteten. Ihr Bus fuhr erst um 17 Uhr, so war noch Zeit für ein Essen und gute Gespräche, sie gaben mir Tipps und wir tauschten E-Mail-Adressen aus.

Holzkirche Ulicske Krive Ich verabschiedete mich, da ich zumindest EINE Holzkirche an diesem Tag noch besichtigen wollte. Die Wahl fiel auf die Holzkirche in Ulicske Krive bei Ulic. An der Tür der Kirchen hängt stets ein Zettel mit der Hausnummer der/desjenigen, bei welchem man den Schlüssel abholen kann, um ins Innere zu gelangen. So kann man, was immer interessant ist, gleich noch beim Schlüssel suchen einen Blick ins slowakische Dorf-Privatleben bekommen. So war es auch hier, ich wurde von der absolut gastfreundlichen Frau (die Leute dort sind nahezu alle ausgesprochen gastfreundlich, oft winken sie einem sogar zu!) in ihr für das Gebiet typische Haus hereingebeten und auf ostslowakisch wurde mir über den Gesundheitszustand des Mannes, die gestiegenen Buspreise usw. berichtet (früher war eben alles besser – das kenne ich irgendwoher…). Ich verstand etwa jedes 8. Wort, aber es ging irgendwie!
Holzkirche Ulicske Krive von innen Zusammen fuhren wir dann zur Kirche und betraten selbige. Von außen noch recht rustikal, fast irgendwie provisorisch anzusehen, eröffnet sich im Inneren ein Schatz an Wandmalerei, goldenen Kreuzen und Jesusbildnissen – schier unglaublich!

Ich kann nur jedem empfehlen, falls er in diese Regionen kommt, sich solch eine Kirche anzuschauen! Es ist erstaunlich, wie es trotz der dort immer schon anzutreffenden relativen Armut gelang, diese schönen Kirchen in Ihrer Vielzahl zu erhalten! Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt!

Ich fuhr dann zurück in meine Pension und kühlte mich bei weiteren Kofolas (vom Fass besonders lecker) ab und entspannte meine noch immer brennenden Beine, viiiele schöne Fotos von den Bergen, der Landschaft, den malerischen Orten und natürlich der Kirche reicher…

Für den nächsten Tag hatte ich mir Ubľa mit eventuellem Ukraine-Abstecher vorgenommen, dann Tibava, Sobrance (aus diesem Gebiet trank ich schon herrliche Weine), Vysne Nemecke mit dem großen Ukraine-Grenzübergang, Velky Slemenec, das «geteilte Dorf» (ja sowas gibt’s auch in der Slowakei, nicht nur in Berlin oder Mödlareuth zu DDR-Zeiten…) und Michalovce.

Der Tag begann für mich wiederum sehr früh, bereits gegen 06.30 Uhr wurde es auf dem Pensionsflur laut, da dort am Abend zuvor eine Gruppe polnischer Touristen (welche das Gebiet mehr und mehr besuchen) ankam und bis tief in die Nacht noch zechte – die ersten der Besucher erwachten nun auch und ich musste mich beeilen, das Bad schnell noch zu «ergattern», um dann nicht zeitraubend anzustehen. Gegen 07.15 Uhr konnte ich so die schöne Pension verlassen – ein herrlicher Abschiedsanblick bot sich mir, über dem Ort stiegen Nebelschwaden auf, das Flüsschen «Zbojsky Potok» plätscherte vor dem Haus und der Ort erwachte sozusagen. Schnell noch einige Bilder gemacht und nichts wie los.

Blick von Ulic nach Zabrid, Ukraine
Blick von Ulic Richtung Ukraine


Grenzbergkamm zur Ukraine bei Ulic

Ich erreichte nach kurzer Fahrt wieder Ulic. Von hier führt eine «Straße» nach Ruska Volova, gäbe es sie (obwohl ausgeschildert, gerade so befahrbar und sogar in manchen Karten als Straße 566 eingezeichnet!) wirklich, wäre man in etwa 10 Minuten in Ubľa – aber da diese Straße nach etwa 2 km und einem Bergrutsch in einen Schlammweg aufgeht, nahm ich doch die «Umleitung» über Stakcin, was etwa 30 km mehr Weg bedeutet, dem Auto aber viel besser bekommt.

Angekommen in Ubľa nahm ich am Grenzübergang erst einmal alles in Augenschein. Der angedrohte lange Stau wegen des Tanktourismus von Slowaken in die Ukraine blieb aus (Benzin und Diesel sind in der UA nur etwa halb so teuer wie in der SK) – es standen etwa 8 Autos am Übergang. Von der Gegenseite konnte man die Staulänge jedoch nicht erkennen, da eine Kurve die Sicht nimmt. So schlich ich mich auf den «Colny Priestor» um etwas mehr zu ergründen, ob ein Abstecher lohnen und nicht unkalkulierbar würde (vor allem zeitlich).

Ich habe viel von bis zu 12 Stunden Wartezeiten gelesen bei der Einreise und Korruptionen, was man gar nicht mehr für möglich hält (z.B. Pornohefte als Abfertigungsbeschleuniger) – solch ein Risiko wollte ich nicht eingehen. Ich fragte einfach mal ganz dumm, ob man als EU-Bürger wirklich kein Visum mehr benötigt für die Ukraine und sah mich dabei etwas am Übergang um. Dies wurde mir bestätigt (war mir ja klar), jedoch wollte oder konnte mir zur Staulänge und Wartezeit bei der Rückfahrt und eventueller Probleme beim Befahren der Ukraine niemand Genaueres sagen.

Aus der Gegenrichtung kamen einige sehr mysteriöse Gestalten gefahren, junge kurzgeschorene Männer mit Jogginganzügen, welche mit großen S-Klassen und BMW-Jeeps mit UA-Nummer vorfuhren. Da wurde es mir doch etwas unwohl, denn so ganz mit rechten Dingen konnte das wohl alles nicht zugehen. So beschloss ich, den Ukraine-Besuch abzublasen (ich werde es aber definitiv, aber wohl nicht allein, nachholen!!!), auch wenn ich vermutlich keine Probleme mit meinem 5 Jahre alten Skoda Octavia bekommen hätte. So ganz einerlei war mir die Atmosphäre dort jedoch wirklich nicht, zumal während meines Aufenthaltes auf der UA-Einreiseseite absolut nichts geschah und noch immer die Autos dort in Reih und Glied standen, was auf längere Wartezeiten hindeutete.

So drehte ich um und entschwand via Ubľa nach Sobrance (Straße 566). In Sobrance kann man fast in jedem Garten Weinreben erkennen – es fehlen zwar die typischen Weinhänge, aber man baut wohl mehr für den Eigenbedarf an. Die Landschaft ist hier plötzlich wieder völlig flach, fast wie an der Donau in der Südslowakei! Ich durchfuhr Tibava, einen kleinen Ort, aus dem guter Wein kommt (pivnica Tibava) – leider fand ich nirgends einen Hinweis auf besagten Weinkeller. Jedes 2. Auto, welches einem hier begegnet, ist ein Ukrainisches – teils in üblem Zustand (herabhängender oder fehlender Auspuff, defekte Scheiben, völlig verrostete Moskvich), erstaunlich, dass so etwas überhaupt die Grenze passieren darf. Ich erreichte Vysne Nemecke, den Grenzort zur großen Ukraine-Grenze nach Uzhgorod. Dort war etwas mehr Verkehr, die Anlage ist riesig groß und weitläufig verwinkelt, erinnert fast etwas an eine DDR-BRD-Grenze! Sogar die ukrainischen Wachtürme passen dazu, sie ähneln jedoch mehr Hochständen bzw. den Grenztürmen, wie sie die DDR in den 50er Jahren hatte… Ich schaute mir das Geschehen einige Zeit an – auch hier sah ich wieder große Mercedes-Autos mit Fahrern, die absolut nicht dazu passen – dieselbe Atmosphäre wie Ubľa.

Von den tschechischen Wanderern hatte ich am Vortag einen Tipp bekommen, dass es dort ganz in der Nähe einen Ort gibt, der seit der Grenzziehung geteilt ist! Es ist Velky Slemenec auf SK-Seite und Maly Slemenec auf UA- Seite. Langsam nähern sich die Gemeinden (auf politischer Ebene) wieder an, die Einwohner selbst haben sich nie voneinander entfernt. Nur mussten sie bisher, wollten sie sozusagen ihren Nachbarn besuchen, einen riesigen Umweg in Kauf nehmen über den Uzhgorod-Übergang.

Geteiltes Dorf Slemenec Slowakei/Ukraine Seit kurzem ist jedoch mitten im Ort ein kleiner Fußgängerübergang (vermutlich nur für Einheimische) eingerichtet, welcher jedoch nur an bestimmten Tagen geöffnet ist. Ich schaute mir alles an, es war sehr interessant! Tatsächlich endet die Dorfstraße mitten im Ort an einem großen Zaun, als wenn ein Bewohner seinen Garten über die Straße abgesperrt hat. Direkt dahinter gehen die Häuser weiter, selber Baustil, selber Anblick, nur eben ukrainisch. Als Denkmal (oder Wahrzeichen?) hat man direkt am Übergang ein großes geteiltes hölzernes Tor aufgestellt, welches die Trennung des Ortes symbolisieren soll.

Das Tor scheint langsam näher zusammenzurücken – schön wäre es, wenn es wirklich einmal vereint werden könnte!

Ich fuhr nun zurück über Velke Kapusany ganz im Südosten der Slowakei. Hier überquert man einen Bahnübergang, über den die russischen Breitspurgleise führen! Aus der Ukraine führt die Breitspur (1524 mm Spurweite) durch die Slowakei parallel zur Regelspur (1435 mm), wie sie auch in D anzutreffen ist, bis Haniska bei Košice, wo sich ein riesiger Umspurbahnhof befindet.

Weiter ging es nun nach Michalovce, den Ort, dessen Stadtwappen ich (weil ich der MICHAL bin…) als Avatar hier im Forum verwende. Vor dem Erreichen der Stadt sieht man, noch in der Tiefebene, im Hintergrund die herrlichen Berge des Vihorlat-Gebirges aufsteigen – ein schöner Anblick!

Zentrum von Michalovce Leider ist der erste Eindruck der Stadt Michalovce dann dafür nicht sehr sehenswert, es sind weit und breit nur Neubauten zu sehen, ein Industriegebiet, staubaufwirbelnde Transit-LKW in Hülle und Fülle usw. Die Hauptstraße durch die Stadt erinnert an CSSR-Zeiten, eine breite Straße, links und rechts nicht sehr ansehnliche Neubauten, in denen im Erdgeschoss Geschäfte integriert sind.

Man muss schon genauer suchen (keinerlei Ausschilderung), aber man kann doch noch ein schönes Zentrum (Bild links) finden! Dieses ist sehr sauber, frische Farben an den Häusern – klein aber fein im typischen, überall anzutreffenden slowakischen Stil!

Sehr viele Zigeuner konnte man antreffen, jedoch kam mir die Situation deutlich entspannter vor als noch vor Jahren. Landesinteressierte wissen ja sicher vom Aufstand der Zigeuner im letzten Jahr in dieser Region, als diese Einkaufszentren stürmten und alles mitnahmen, was ihnen in die Hände fiel, weil der Staat die Sozialhilfe drastisch kürzte und besagte Minderheit nun fast kein Geld mehr hatte und auf diese Weise auf sich aufmerksam machen wollte. Erst durch massiven Einsatz von 2000(!) Soldaten konnte die Lage damals wieder unter Kontrolle gebracht werden und hat sich wohl nun dauerhaft beruhigt.

Ich schaute nach der Stadtvisite nun noch kurz am nahegelegenen Stausee Zemplinska Sirava vorbei, welcher sich östlich der Stadt erstreckt. Er ist nach dem Orava-Stausee der Zweitgrößte des Landes. Alles wirkte herbstlich und verlassen, klar, es ist keine Urlaubszeit mehr gewesen. Im Sommer trifft man hier überwiegend Einheimische und ein paar ganz weitgereiste Holländer an, Deutsche sah ich hier noch nie.

Zentrum von Humenne Weiter ging es mit Kurzabstecher über Vranov nad Toplou (hier gibt es leider wirklich nichts weiter zu berichten) nach Humenne. Diese kleine Stadt ist, abgesehen von der weithin sichtbaren Hochhaus-Hotelruine, sehr sehenswert!

Ein kleines feines Zentrum a la Michalovce mit gepflegten Miniparks und Wasserspielen inmitten des Grüns. Überall schöne geschwungene Holzbänke, die zum Hinsetzen und Abschalten einladen. Dem Zentrum von Humenne sollte man, so man in der Region weilt, unbedingt einen Besuch abstatten!

Alte Kirche des versunkenen Ortes Kelca am Domasa-Stausee Guter Laune ob der schönen Eindrücke suchte ich wieder mein Auto auf, um in Richtung Svidnik weiterzufahren, entlang des Domasa- Stausees. Hier ist die alte Kirche der durch den Stausee verschwundenen Ortschaft Kelca sehenswert, sie steht direkt neben der Landstrasse, welche am See entlang führt. Eingebettet wie in einem Trog fristet sie auf Wasserspiegelhöhe dort ihr trauriges Dasein, weil sie zunehmend verfällt. Den Ort baute man in unmittelbarer Umgebung auf einer Anhöhe neu auf, er heißt nun Nova Kelca. Trotzdem schön, dass die Kirche erhalten blieb! Man kennt solche Verfahrensweisen ja beispielsweise auch vom Orava- Stausee, wo man auf einer kleinen Insel (Slanicky ostrov) die Kirche samt Ausstellung mit alten Bildern der früheren Orte stehen ließ. Ich finde so etwas zumindest immer recht interessant, fast schon etwas mysthisch, da ja rundum eigentlich auch einmal Häuser und andere Bauten standen…

Nun neigte sich meine Slowakei-Bereisung dem Ende, ich wollte nämlich noch einen Freund in Rzeszow in Polen besuchen, was ungefähr 100 km vom schon beschriebenen Dukla-Pass-Grenzübergang entfernt liegt.

Die Rückfahrt war eigentlich dann auch wieder über die Slowakei vorgesehen, in der Hoffnung auf besseres Tatrawetter, aber es kam doch anders – ich reiste am folgenden Tag von Rzeszow über Krakow und Bielsko Biala nach Cesky Tesin (CZ) – diese Route war deutlich schneller, da ich doch eher als geplant zuhause sein musste.

So endet meine Reise durch die Slowakei mit der Überfahrt über den Grenzübergang Vysny Komarnik – Barwinek (PL), Polen ist jedoch auch eine Reise wert, es hat sich dort sehr viel getan! Jedoch ist das Preisniveau deutlich höher als in der Slowakei, daher trifft man im Sommer auch Massen an polnischen Urlaubern in der slowakischen Tatra.

Ich hoffe, der Bericht war lesenswert und hat vielleicht dem einen oder anderen Lust gemacht, auch einmal den Osten der Slowakei zu bereisen – ich helfe gern, wenn jemand Fragen hat oder Tipps dazu haben möchte, so ich es kann!

Diskutiert werden kann über den Bericht im Forum unter folgendem Thread: www.slowakei-net.de/slowakei-forum/viewtopic.php?t=147


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